Über Deutschland und Schweden nach Finnland und Norwegen

Etappe 1: Von Winterthur nach Berlin

Das Interrail-Abo ist eingepackt, ebenso die (natürlich von SimpleTrain organisierten) Platzreservationen. Dazu alles, was wir an warmen Jacken, Mützen und Handschuhen gefunden haben. Es kann losgehen. Der Eurocity bringt uns direkt von Winterthur nach München. Von dort aus geht es nach einem kurzen Aufenthalt mit dem IC weiter nach Berlin. Nach rund acht Stunden sind wir da. Berlin ist definitiv immer einen Zwischenstopp wert, sei es für Party, Kultur oder um Freund:innen zu besuchen.

Wenig überraschend: Berlin Hauptbahnhof

Etappe 2: Von Berlin via Hamburg nach Stockholm

Ein paar Tage später geht es weiter. Die Deutsche Bahn bringt uns in rund zwei Stunden nach Hamburg. Hier verbringen wir einen gemütlichen Tag, bevor unser Nachtzug gegen acht Uhr seine Reise in Richtung Stockholm startet.

Etappe 3: Von Stockholm nach Turku

Wir geniessen zwei schöne Tage in Stockholm. Während sich im Sommer insbesondere die Erkundung des umliegenden Inselarchipels anbietet, fokussieren wir uns dieses Mal wetterbedingt (wir geraten in einen wunderschönen Schneesturm) mehr auf die zahlreichen Cafés (besonders auf diejenigen mit Kanelbuller im Angebot). Ein weiterer Tipp ist das staatliche historische Museum, insbesondere dessen sehr toll gestaltete Ausstellung über die Wikingerzeit.

Dann kommt die Zeit, weiterzureisen. Mit der „Viking Glory“ (laut Betreibergesellschaft immerhin eines der umweltfreundlichsten Passagierschiffe weltweit) geht es über Nacht nach Turku in Finnland. Die Reise lohnt sich nur schon wegen der Aussicht! Das Boot selbst ist tatsächlich ebenfalls sehr modern, relativ günstig und toll.

Turku

Etappe 4: Von Turku nach Rovaniemi

Bei kuscheligen -18 Grad kommen wir frühmorgens in Turku an. Nach einigen Schwierigkeiten (wer nutzt den bitteschön noch Münzen für Schliessfächer??) ist unser Gepäck in den Schliessfächern am Bahnhof sicher verstaut und wir dick eingepackt bereit für einen Stadtrundgang. Turku ist eher überschaubar, doch das Schloss und die Flusspromenade sind durchaus sehenswert.

Am Abend besteigen wir den Santa Claus Express (heisst wirklich so!), der uns (fast) bis zum Polarkreis bringt, genauer gesagt nach Rovaniemi. Der Nachtzug ist echt eine Empfehlung (zumindest dann, wenn man einen der soeben lancierten neuen Wagen erwischt) - sehr bequem (für einmal auch für grosse Menschen) und mit tollem Frühstück.

Rovaniemi

Etappe 5: Von Rovaniemi nach Tromsø

Rovaniemi im Winter ist ein Schnee-Abenteuerland, mit allem, was das Herz begehrt: Die Winterlandschaft lässt sich mit Huskies, Rentieren, Schneemobilen, Langlaufskis oder Schneeschuhen erkunden. Und dann ist da natürlich das „Santa Claus Village“ direkt am Polarkreis. Hier kann man nicht nur ein Erinnerungsfoto mit dem Weihnachtsmann (und mit dem weiblichen Pendant „Mrs. Claus“) schiessen, sondern es gibt auch ein Postbüro, wo offenbar tatsächlich alle an den Weihnachtsmann adressierte Post landet.

Die grösste Attraktion im winterlichen Rovaniemi ist jedoch nur nachts zu sehen: die Polarlichter. Sie sind allerdings ziemlich launisch und scheinen gerne dann aktiv zu sein, wenn der Himmel bewölkt ist. Hier sind Geduld und eine gute Kamera gefragt.

Nach fünf Tagen im finnischen Winterwunderland nehmen wir den „artic bus“ der uns in rund neun Stunden Fahrt durch endlose schneebedeckte Wälder und Felder nach Tromsø in Norwegen bringt.

Tromso

Etappe 6: Von Tromsø zu den Lofoten

Auch im charmanten Tromsø sind die Nordlichter die grosse Attraktion. Man kann sich entweder selber auf die Suche begeben, oder sich einer der zahlreichen Touren anschliessen. Wir machen beides und haben einigermassen Glück. Von Auge sieht man zwar nicht viel, aber die Fotos lassen sich dank Langzeitbelichtung sehen (falls ihr eine Kamera habt: es empfiehlt sich, vorher ein paar Tutorials auf youtube zu schauen).

Nach der erfolgreichen Aurora-Sichtung reisen wir mit dem Hurtigruten-Schiff weiter in Richtung Lofoten. Die ehemalige Postschiff-Linie scheint Kultstatus unter Kreuzfahrtfans zu geniessen. So sind die meisten Passagier:innen denn auch Kreuzfahrt-Gäste, die mit dem Hurtigrutenschiff einmal von Bergen ganz in den Norden Norwegens und wieder zurück fahren. Man kann das Schiff aber auch für einzelne Passagen buchen, was sehr praktisch ist, wenn man an der Küste Norwegens unterwegs ist. Der Spass ist zwar nicht ganz billig, aber die Fahrt ist wirklich wunderschön.

Etappe 7: Von den Lofoten nach Trondheim

In Svolvær, dem Hauptort der Lofoten, verabschieden wir uns vorerst vom Hurtigrutenschiff. Die nächsten fünf Tage erkunden wir dieses wunderbare Insearchipel per Mietauto. Wir kommen nur sehr langsam voran, da es erstens sehr eisig ist und wir zweitens gefühlt alle 10 Minuten anhalten müssen um die Landschaft zu bestaunen: Schneebedeckte Berggipfel vor Traumstränden mit petrolfarbenem Meer. Unsere Bleibe während dieser Zeit liegt im Fischerdorf Henningsvær - auch das eine absolute Empfehlung. Wir schmieden bereits Pläne, im Sommer zurückzukommen, so sehr haben wir uns in diese Landschaft verliebt.

Es wird Zeit, weiterzuziehen. Das nächste Hurtigrutenschiff bringt uns südwärts nach Trondheim.

Lofoten

Etappe 8: Von Trondheim nach Oslo

In Trondheim ist es schon wieder deutlich wärmer - leider aber auch nässer. Die Stadt lässt sich gut in einem Tag erkunden. Wir empfehlen die Altstadt, das Kristiansten Fort auf einem Hügel, den Nidarosdom und vor allem die vielen heimeligen Cafés. Gegen 11 Uhr abends steigen wir dann in den Nachtzug nach Oslo.

Oslo

Etappe 9: Von Oslo nach Kiel

Nach nur 7 Stunden kommen wir in Oslo an - leider, denn im bequemen Schlafwagen hätten wir gerne noch etwas ausgeschlafen. Nach einem ausführlichen Brunch bestaunen wir in Oslo die vielfältige Architektur und statten der Deichman Bjørvika einen Besuch ab - ein utopischer Ort, der Bibliothek, öffentliches Wohnzimmer, Spielplatz und Makerspace in einem ist. Dieses Konzept würden wir gerne mit nach Hause nehmen.

Am nächsten Tag wollen wir eigentlich mit der Fähre nach Kiel. Aus nicht ganz geklärten Gründen wird die Überfahrt jedoch abgesagt. Zum Glück gibt es in dieser Region viele Fährverbindungen - ein paar Recherchen später steht der Plan B und wir fahren ohne weitere Schwierigkeiten mit dem Zug nach Göteborg (das ebenfalls sehr sehenswert ist!) und von da aus mit der Nachtfähre nach Kiel. Hier zahlt sich die Flexibilität des Interrail-Tickets aus.

Etappe 10: Von Kiel nach Innsbruck

Gerade noch vor dem grossen deutschen Generalstreik fahren wir einmal durch ganz Deutschland und kommen nach einem nächtlichen Zwischenstopp in München schliesslich in Innsbruck an. Wir geniessen die pittoreske Altstadt und das leckere Essen, bevor es Zeit ist, nach Hause zu gehen.

Von Innsbruck aus sind es nur noch dreieinhalb Stunden ohne Umsteigen zurück nach Zürich.

Schön wars, wir können diese Reise allen ans Herz legen, die sich für atemberaubend schöne Landschaften, Nordlichter und Kanelbuller begeistern können.

Praktische Informationen:

- Bahn: Von Interrail gibt es sog. Global-Passes. Damit reist man während eines jeweils definierten Zeitraums (z.B. während 5 Tagen innert eines Monats) relativ günstig durch insgesamt 33 Länder Europas. In Ländern wie Österreich oder Deutschland etc. rechnet sich dieser Pass relativ schnell. Insb. wenn ihr jedoch Nachtzüge in Schweden, Finnland oder Norwegen nehmt, kann es auch sein, dass ein einzelner Ticketerwerb insgesamt günstiger wäre. Das Team von SimpleTrain hilft euch hierbei sicher weiter wie auch mit der Organisation allfälliger Reservationen.

- Die Schiffsreisen sind in der Regel separat zu buchen und auch nicht im Interrail-Pass enthalten. Auf gewissen Routen (jedoch nicht den obenstehend genannten) gibt es mit dem Interrail-Pass allerdings Rabatte (z.B. auf gewissen Routen von Norwegen nach Dänemark).

- Der Bus „arctic route“ von Rovaniemi bis nach Tromsø fährt derzeit nur im Winter. Eine Angebot dieser Route für den Sommer ist offenbar in Planung. Derzeit ist die Busroute die einzige Möglichkeit, um mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Finnland bis nach Tromsø zu gelangen. Nebenbei: Der Bus hat im Übrigen ein on-board WC und legt 2 Mal einen kurzen Stopp ein, bei dem man sich etwas die Beine vertreten kann.

- Viele der oben dargestellten Reiseetappen sind zwar eher lang, doch erfolgen diese meist über Nacht und ein Bett war immer vorhanden - auf den Schiffen jeweils gar ein eigenes Bad mit Dusche. Insgesamt gestaltet sich daher auch die Reisezeit an sich sehr angenehm und erholsam. Lasst Euch daher von der Anzahl Transfers sowie den Reisezeiten an sich nicht abschrecken.

- Diese Reise liesse sich natürlich beliebig verlängern oder auch abkürzen.

- Der Norden unseres schönen Kontinents ist leider keine Budget-Destination (jedenfalls im Winter nicht, im Sommer bestünden dank des hier noch strikt gelebten Jedermannsrechts beinahe grenzenlose Möglichkeiten um zu zelten). Es hilft entsprechend, ein Budget aufzustellen.